RUFSCHÄDIGUNG IN SOZIALEN MEDIEN
von Christian Scherg, Reputationsexperte
Soziale Medien sind nicht nur IN aller Munde – sie sind auch aller Munde. Heute spricht jeder, jederzeit über alles. Gleichzeitig hat jeder auch die Möglichkeit, sich in vollkommene Anonymität zu hüllen. Das Zusammentreffen dieser beiden Punkte ist – neben seinen positiven Aspekten, wie dem “arabischen Frühling” – leider auch der Zündfunken für einen Verfall gesellschaftlicher Werte. Rufschädigung ist nur eine der traurigen Folgen dieser Entwicklung.
Wenn die Hetze zum Hobby wird – Trolle im Netz
Viele Angriffe auf die Reputation einzelner User in Sozialen Netzwerken sind willkürlich und damit unvorhersehbar. Das liegt daran, dass viele Menschen offenbar keinen Grund mehr dafür benötigen, einen Mitmenschen zu verletzen.
Als Trolle werden im Internet User bezeichnet, die fremde Personen bewußt mit Beleidigungen und Unterstellungen angreifen. Solchen Personen werden sadistische und narzisstische Züge nachgesagt. Sie finden Gefallen daran, Macht über die Gefühle anderer auszuüben.
„Ein großes Problem ist, dass der Angreifer seinen Gegenüber nicht spürt. Er spürt die Angst nicht, er spürt die Verzweiflung nicht. Er sieht nicht, wie sein Opfer sich fühlt.“
-Christian Scherg-
Für den Betroffenen sind Angriffe solcher Trolle oft eine sehr schmerzvolle Erfahrung. Nicht selten schließen sich mehrere Trolle dem Angriff eines einzelnen an und steigern so den Druck. Die psychische Belastung, so zeigen zahlreiche Beispiele, kann tragische Folgen für das Leben der Opfer haben. Die Anonymität der Täter suggeriert dem Angegriffenen zudem eine Art Ausweglosigkeit. Wenn nicht klar ist wer mir schadet, gegen wen soll ich dann vorgehen?
Auch die rufschädigende Wirkung solcher Attacken liegt auf der Hand. Teil der Angriffe sind natürlich auch falsche Behauptungen oder Vorwürfe, die das Opfer in der Öffentlichkeit schlecht dastehen lassen. Steht ein Vorwurf erst einmal im Raum und schließen sich weitere Trolle der Behauptung an, ist es schwer ganz alleine das digitale Auditorium vom Gegenteil zu überzeugen.
Cyber-Mobbing: Wenn Täter auf Zuspruch treffen
Es ist für Opfer von Cyber-Mobbing schlimm genug, wenn sich Bekannte im Netz über sie auslassen und sie beleidigen. Diese Situation wird jedoch noch deutlich schlimmer, wenn fremde Trolle den Aussagen aus dem Umfeld beipflichten. Den Trollen ist hierbei völlig egal, wem sie das Leben zur Hölle machen. Aus einem Streit zwischen zwei Personen kann im Netz durch ein paar Trolle und Hater innerhalb kürzester Zeit ein Shitstorm entstehen.
Wie schütze ich mich und meinen Ruf vor Angriffen?
Präventiv kann sich der Einzelne nur durch den verantwortungsvollen Gebrauch der eigenen Daten schützen. Im Internet sollte man generell so wenig über sich preisgeben wie möglich. Auch sollte man sich ausführlich mit den Privatsphäre-Einstellungen des jeweiligen Sozialen Netzwerkes auseinandersetzen. Doch selbst mit einer kleinen Angriffsfläche ist man nie vollständig vor Angriffen geschützt.
„Der Umgang mit dem Smartphone oder der Ausflug ins Internet müssen erlernt werden. Speziell im Fall von Kindern sind die Schulen aber auch die Eltern gefordert.“
-Christian Scherg-
Zunächst sollte immer erst der Schutz des eigenen Wohlbefindens im Fokus stehen. Die psychische Belastung durch Beleidigung und Unterstellung sollte man nicht alleine mit sich herumtragen. Kinder und Jugendliche können sich ihren Eltern oder Freunden anvertrauen. Und auch Erwachsene sollten sich mit ihren Sorgen an eine andere Person wenden.
Die erste Regel im Umgang mit Trollen und Cyber-Mobbing-Angriffen ist das Ignorieren der Angreifer. Auch wenn es schwer sein mag, sich nicht gegen falsche Vorwürfe zu verteidigen, sollte man keine Reaktion zeigen. Dem Troll geht es nicht um die Wahrheit, sondern nur um das Verursachen von Schmerz. Er wird jegliche Reaktion zum Anlass für neue Angriffe nutzen.
Wichtig ist, dass die Angriffe durch Screenshots dokumentiert werden, um später Beweise gegen die Täter in der Hand zu haben.
In jedem Fall sollte der Betreiber des jeweiligen Netzwerks zur Löschung des diffamierenden Beitrags aufgefordert werden. Unter Umständen ist hier auch ein juristisches Vorgehen von Nöten. Wichtig ist, dass es sich bei Rufmord im Internet nicht um einen “Kinderstreich” handelt – es ist ein einzunehmenden Vergehen, dem man mit aller notwendigen Härte und Konsequenz entgegentreten sollte.